Über den Begriff „Schießtechnik“ geistern viele verschiedene Meinungen und Theorien herum. Braucht man das überhaupt? Kann denn nicht jeder so schießen, wie es ihm am meisten behagt oder wie er es zufällig gelernt hat? Gibt es überhaupt eine Schießtechnik im Bogensport? Und wenn ja, wie sieht die „richtige“ Technik aus? Diese Artikelserie soll diese und andere Fragen beantworten und Hilfestellung bieten.
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Was heißt Technik in Zusammenhang mit einem Bewegungsablauf?
Technik, so wie wir diesen Begriff hier verwenden, bezeichnet die Idealform einer Bewegung.
Wozu Technik?
Eine gute Technik bringt eine Menge Vorteile:
- Der benötigte Kraftaufwand ist gering, es werden keine unnötigen Muskeln verwendet.
- Der Ablauf ist leicht und exakt zu wiederholen.
- Fehler haben verhältnismäßig geringe Auswirkungen.
- Als Ergebnis erhält man eine gute Trefferlage und damit einen hohen Score.
Wozu Techniktraining? Noch gibt es keine Haltungsnoten!
Häufig hört man den Einwand, dass Schützen mit einer offensichtlich schlechten Technik sehr gute Ergebnisse erzielen. Unter Umständen sind gerade diese Schützen Mitglieder des Nationalkaders, Staatsmeister oder Rekordhalter. Dabei ist zu bedenken, dass selbstverständlich die Schießtechnik nur ein Bestandteil des Erfolges ist. Der Trainingsaufwand und nicht zuletzt die Begabung spielen eine große Rolle und können teilweise eine schlechte Technik ausgleichen. Spitzenergebnisse (auf internationalem Niveau) sind aber nur beim Zusammenspiel aller drei Faktoren möglich.
Auch bei internationalen Großereignissen wie Olympischen Spielen kann man feststellen, dass das, was die Schützen da tun, nicht gerade dem Idealbild entspricht. Hier sind zwei Dinge zu bedenken: erstens beeinflusst vieles, was spektakulär aussieht, in Wirklichkeit den Schuss gar nicht, und zweitens beobachtet man in der Regel nur die Finalrunden. Da zählen nur noch die Ringe, und der Körper ist im Stande, kleine Fehler im Schussablauf automatisch zu korrigieren, wenn man ihm dazu freien Lauf lässt. Was da nach einem fallengelassenen Bogenarm aussieht, ist vielleicht nur der Versuch des Körpers, ein leichtes Zupfen beim Lösen zu korrigieren. Nach dem Bewerb sieht man aber die gleichen Schützen intensiv Technik trainieren, und da ist ein Schuss genau gleich wie der andere.
Was ist dann Stil?
Die ideale Technik ist zugeschnitten auf einen „idealen“ Typ, dem wir leider nicht immer entsprechen. Innerhalb eines gewissen Rahmens dürfen wir, ja müssen wir stellenweise von dieser Idealtechnik abweichen, um sie unserem Körperbau anzupassen. Dieser „erlaubte“ Bereich ist um so kleiner, je heikler die Phase im Bewegungsablauf ist. Im Moment des Lösens gibt es kaum noch Variationsmöglichkeiten.
Lernen und Umlernen
Wenn man von Beginn an eine gute Technik lernt, braucht man am Anfang vielleicht etwas länger, um enge Gruppierungen zu erzielen. Nach ein bis zwei Jahren schießt man aber garantiert besser als mit einer schlechten Technik bei gleichem Trainingsaufwand.
Etwas anders liegt der Fall, wenn man schon jahrelang mit einer schlechten Technik geschossen hat. Das Umlernen nimmt weit mehr Zeit in Anspruch (gut doppelt so lange) als das vergleichbare Erlernen einer Technik. Die alten Bewegungsmuster müssen erst gelöscht und dann durch neue ersetzt werden. Das erfordert viel Geduld und ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Also besser gleich von Anfang an richtig lernen!