Ohne stabilen Stand kein sicherer Schuss - Weltklasseschützen machen deswegen Krafttraining für die Beine. Wie sieht nun der "ideale" Stand aus?
Die Füße werden etwa schulterbreit auseinander gesetzt und leicht ausgedreht. Der Winkel zur Scheibe liegt zwischen 0° und 30°. Dabei sollten die Schultern genau über den Hüften liegen. Ein stärker aufgedrehter Stand ist möglicherweise stabiler, es besteht allerdings die Gefahr, dass durch die Verdrehung der Wirbelsäule die Bandscheiben belastet werden.
Eine Methode, den genauen Winkel zu finden, ist die folgende: Man schließt bei vollem Auszug die Augen für einige Sekunden und kontrolliert danach die Position des Visiers (bzw. der Pfeilspitze) zur Scheibe. Der Stand wird gegebenenfalls korrigiert, bis das Visier wieder zur Scheibe zeigt. Das Schließen der Augen und die Korrektur des Standes wiederholt man, bis das Visier (bzw. die Pfeilspitze) auch nach dem Öffnen der Augen zur Scheibe zeigt. Wenn dabei der vordere Fuß mehr als ca. 5 cm nach vorne oder 15 cm nach hinten versetzt wurde, wird vermutlich das Becken zu stark verdreht.
Die Beine sind gestreckt aber nicht durchgedrückt, die Oberschenkel leicht angespannt. Beide Beine werden gleichmäßig belastet, auf keinen Fall darf das hintere Bein stärker belastet werden, weil dies die allgemeine Tendenz verstärkt, sich zurückzulehnen (bei Bergauf-Schüssen ist dies allerdings erwünscht). Der Körperschwerpunkt liegt über den Knöcheln.
Beine und Rumpf und insbesondere die Bauchmuskeln sind leicht angespannt, die restliche Muskulatur sollte locker aber nicht "schlapp" sein. Lockere oder zu schwache Bauchmuskeln (speziell, wenn sie vorne noch durch ein "Zusatzgewicht" belastet sind) führen zu einem Hohlkreuz und in weiterer Folge zu Problemen mit der Wirbelsäule.
Idealer Stand in der Ebene
Bei unterschiedlichen Entfernungen oder Bergauf- und Bergab-Schüssen im Gelände bleibt die Haltung von der Taille aufwärts (das "T") unverändert. Die Anpassung erfolgt durch Knicken in der Hüfte. Starkes Neigen nach vorne wird durch eine stärker geöffnete Fußstellung erleichtert.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass aus Sicherheitsgründen beim Ausziehen der Pfeil immer in Richtung zur Scheibe zeigen muss. Wenn das "T" nicht vollkommen unverändert bleibt, ist der Auszug bei Bergauf-Scheiben in der Regel zu kurz, was insbesondere Klickerschützen zu spüren bekommen.
Wenn irgendwie möglich sollten auch im Gelände beide Beine durchgestreckt sein. Dabei ist eine breite Stellung stabiler als eine mit geschlossenen Beinen. Außerdem ist der Körper bei einer breiten Stellung bereits mit dem Hang geneigt, der Oberkörper muss also nur mehr wenig geknickt werden. Bei extremer Neigung kann man auch versuchen, auf einem Bein zu knien und das andere auszustrecken.
Flache Stehfläche, Schuss bergab: offener Stand, in der Hüfte geknickt | Schuss mit dem Hang bergauf: breiter Stand, beide Beine gestreckt |
Wenn von diesem idealen Stand abgewichen werden muss, weil - wie beim Jagdschießen möglich - die Schussbahn nicht frei ist oder weil der Bogen seitlich geneigt wird, so ist trotzdem darauf zu achten, dass die Haltung möglichst kraftsparend ist. Einfach Versuche zeigen, dass dies genau dann der Fall ist, wenn das Gewicht über den Knöcheln liegt und die Unterschenkel annähernd senkrecht stehen.
Sehr steil bergab: kniend | Steil bergauf, ein Bein gebeugt: das "T" ist verzogen, die Zuglänge verkürzt |
Sehr oft erkennt man den Gemütszustand eines Menschen an der Körperhaltung. Umgekehrt kann man durch bewusste Änderung dieser Haltung auch die Psyche ein wenig beeinflussen. Eine stolze, aufrechte Haltung gibt mehr Selbstvertrauen (und beeinflusst ev. auch den Gegner).
Das geistige Bild "an einer Schnur am Scheitel hochgezogen zu werden" unterstützt die optimale Körperhaltung. Vorstellungen wie "Bodenverbundenheit", "Sammlung im Zentrum (Hara)", "Wurzelschlagen" etc. können vor allem bei Wind und Nervosität helfen, und auch dann, wenn man beim Schießen im Gelände das Gefühl hat, das Gleichgewicht zu verlieren.