Die Vorbereitung auf die entgültige Ausrichtung von Bogen und Körper beginnt beim Einnehmen des korrekten Standes. Zur Kontrolle: Bogen mit geschlossenen Augen anheben und ausziehen. Dann die Augen aufmachen – das Visier sollte nun in einer senkrechten Linie im, über oder unter dem Gold stehen.
In der Vorspannung erfolgt das sogenannte Vorvisieren. Das Visier (bzw. die Pfeilspitze) wird so eingerichtet, dass im vollen Auszug nur mehr minimale Korrekturen notwendig sind. Je nach Schießtechnik liegt der Vorvisier-Punkt mehr oder weniger weit vom Gold entfernt. Jeder Schütze muss diesen Punkt für sich selbst bestimmen. Das Vorvisieren ist übrigens ein guter Zeitpunkt, Scheibennummer und Windfahne zu kontrollieren.
Die Ausrichtung zum Ziel geschieht auf der einen Seite durch die Körperhaltung, den Kontakt zwischen Hand, Sehne und Gesicht, auf der anderen Seite durch die optische Ausrichtung des Bogens mit Hilfe des Visiers oder der Pfeilspitze. Alle anderen optischen Hilfsmittel wie Sehnenschatten, Peep-Sight oder Wasserwaage dienen nur zur Kontrolle der richtigen Haltung, die auch mit geschlossenen Augen exakt eingenommen werden kann.
Im vollen Auszug wird zuerst der „hintere Teil“ der Ausrichtung kontrolliert. Wesentlichster Teil ist der Anker, der neben der Auszugslänge auch den senkrechten Abstand zwischen Auge und Pfeil bestimmt.
Weil sich auch bei konstantem Anker der seitliche Abstand zwischen Auge und Pfeil durch Drehen des Kopfes ändern kann, wird zusätzlich die Lage des Sehnenschattens kontrolliert. Dieser (verschwommene Strich) verläuft in der Regel entlang des Visiers oder der Kante des Bogenfensters (entlang des Korns ist aus naheliegenden Gründen nicht sehr günstig). Er kann aber, vor allem beim Seitenanker, auch an der Außenkante des Bogens liegen. Auch hier gilt: die Lage des Sehnenschattens ist nach der idealen Haltung zu wählen und nicht nach irgendwelchen Regeln.
Blankbogenschützen kontrollieren die seitliche Ausrichtung des Bogens eher über den Pfeil als durch den Sehnenschatten, weil die Sehne häufig außerhalb des Blickfeldes liegt. (Ein eher unerwünschter Hinweis auf eine falsche Kopfhaltung ist eine blutende Nasenspitze.) Beim Compoundbogen erfolgt die Kontrolle mit Hilfe des Peepsight.
Weiters wird kontrolliert, ob der Bogen senkrecht steht. Beim Compoundbogen geschieht dies durch Kontrolle der Wasserwaage. Dieses Ausrichten ist beim Feldschießen besonders wichtig und teilweise auch schwierig, weil man dazu neigt, den Bogen entsprechend der Scheibe oder in rechtem Winkel zum Untergrund zu kippen.
Wurde der Punkt für das Vorvisieren richtig auf die Bewegung beim Auszug abgestimmt, so sind nur mehr minimale Korrekturen nötig, um das Visier (oder die Pfeilspitze) ins Ziel zu bringen. Diese Korrekturen müssen mit dem ganzen Rumpf durchgeführt werden, an der Haltung von Kopf, Schultern und Armen darf sich nichts mehr ändern.
Es ist nicht nötig und auch gar nicht möglich, das Visier unbeweglich und ganz genau in der Mitte der Scheibe zu halten. Jeder Schütze – auch mit schlechten Augen – kann im allgemeinen viel genauer zielen als schießen. Der Versuch, zu genau zu zielen, führt oft zu verkrampften und somit schlechten Schüssen. Es ist ausreichend, das Visier in einer – dem Können angepassten – Zone um das Ziel zu halten. Bei Verwendung eines Korns als Visier ist die Bewegung deutlicher zu sehen. Eine zu hohe Vergrößerung verstärkt die Unruhe umso mehr.
Durch das Training lernt der Körper, das Visier immer wieder in die Mitte führen und im richtigen Augenblick zu lösen. Das Visieren ist in dieser Form ein Teil der Schießtechnik und kann so weit automatisiert werden, dass es im Wesentlichen unbewusst abläuft.
Unangenehm bemerkbar macht sich die Automatisierung dann, wenn aus irgendeinem Grund (in der Regel Wind) einmal außerhalb des Goldes angehalten werden muss. Wurde dies nicht extra trainiert so besteht die Gefahr, dass man doch wieder im Gold löst. Im Extremfall – beim Instinktiv-Schießen – wird auf die bewusste optische Kontrolle ganz verzichtet.
Bei ausgeprägtem Führungsauge können beide Augen offen bleiben. Dies hat den Vorteil, dass das Gesicht entspannter ist, und die Scheibe heller und schärfer erscheint. Wenn die Gefahr besteht, dass das Scheiben- oder Visierbild springt, muss das linke Auge (Rechtsschütze) zugemacht oder abgedeckt werden.
Ist alles perfekt eingerichtet, kann das eigentliche Zielen beginnen – die Konzentration auf den Punkt, wo der Pfeil einschlagen soll. Im Idealfall fällt im Moment der höchsten Konzentration der Schuss, die Konzentration auf das Ziel bleibt aber noch weiter erhalten, bis der Pfeil eingeschlagen hat.
Aus der Konzentration auf das Ziel ergibt sich automatisch, dass es besser ist, das Auge auf die Scheibe scharf zu stellen und nicht auf das Visier. Viele Schützen verzichten auch auf ein Korn, das die Konzentration vom Ziel ablenken könnte.