Der "Anker"

Damit Körper und Bogen zu einer Einheit verschmelzen können, ist ein stabiler Anker nötig. Dies gilt nicht nur für den Recurve-Bogen, bei dem ja kein zweiter Visierpunkt zulässig ist, sondern ebenso für den Copound-Bogen.

Stabil aber nicht verkrampft

Wesentlichster Teil des sogenannten Ankers ist ein stabiler und reproduzierbarerer Kontakt der Hand mit dem Gesicht. Dieser Kontakt soll stabil und wackelfrei sein aber nicht zu fest oder gar verkrampft. Die Sehne soll sich also nicht "eingraben" wie bei einem Schiffsanker. Verspannungen in Gesicht, Nacken oder Hand wirken sich auf den Release aus. Von Face-Walking (Änderung der Ankerposition bei verschiedenen Entfernungen) beim Blankbogenschießen ist abzuraten, weil nicht nur der Anker schlecht reproduzierbar ist, sondern sich auch der gesamte Schussaufbau verändert.

Anker beim Compound

Auch für Compoundschützen ist ein stabiler Anker Voraussetzung für Spitzenleistungen. Die optische Ausrichtung durch das Peep-Sight dient mehr der Kontrolle und zusätzlichen Präzision. Die eigentliche Ausrichtung der Linie zur Scheibe erfolgt über den Körper.

Die Position bei Compoundschützen ist abhängig vom verwendeten Releaser und damit von der Stellung der Hand im Verhältnis zur Sehne. Der Kontakt wird hier zwischen Fingern bzw. Fingerknöcheln und dem Unterkiefer oder dem Fortsatz des Schädelknochens hinter dem Ohr gebildet. Durch die Freiheit, die sich durch die Verwendung eines Releasers ergeben, sind noch zahlreiche zusätzliche Kontaktpunkte möglich (z.B. ganze Hand an der Wange, Daumen im Nacken, Zeigefinger an der Kinnlade).

Kontakt Hand/Gesicht

Bei Fingerschützen wird die Handkante an einen Gesichtsknochen gelegt: bei Blankbogenschützen unter das Jochbein, bei Visierschützen an den Unterkiefer. Ein Kontakt mit der Haut ist nicht ausreichend, weil sie sich leicht verschieben lässt. Für eine stabile Position des Unterkiefers sind natürlich die Zähne geschlossen zu halten. Ein locker herunter hängendes Kinn kann die Ursache für eine unerklärlich in die Höhe wandernde Trefferlage sein...

Die Verwendung einer Ankerschiene oder eines Tabs mit Metallplatte kann die Reprozierbarkeit des Ankers verbessern, verringert aber in der Regel die Kontaktfläche. Der Daumen hat jedenfalls im Kontaktbereich Handkante/Gesicht nichts zu suchen, er ist gegenüber der Hand leicht beweglich und sollte im Übrigen so entspannt wie möglich sein.

Weitere Kontaktpunkte

Anders als beim Compoundbogen, der mit dem Peep-Sight über einen zweiten Visierpunkt verfügt, muss beim Recurvebogen der Körper des Schützen die exakte Ausrichtung des Bogens gewährleisten. Zu Erhöhung der Genauigkeit und zur Kontrolle der Kopfneigung versucht man weitere Kontakt-punkte zu finden.

Beim Anker unter dem Jochbein wird von den meisten Schützen ein Finger (üblicherweise der Zeigefinger) im Mundwinkel "eingehängt".

Beim Anker unter dem Kinn berührt die Sehne üblicherweise die Nase und das Kinn. (Speziell bei Frauen eventuell auch noch die Brust). Einige Schützen verwenden zusätzlich eine an der Sehne angebrachte Nasenmarke.

Gelegentlich sieht man Schützen, die den Daumen hinten im Nacken anlegen. Diese Technik hat zwar Vorteile, kann aber auch gravierende Probleme hervorrufen und sollte nur in Absprache mit einem Trainer versucht werden.

Mittel- oder Seitenanker?

Die Sehne sollte möglichst über die Nasenspitze laufen. Ein Kontakt an der Seite der Nase erlaubt zwar einen längeren Auszug, ist aber weniger exakt und birgt außerdem noch die Gefahr, dass die Nase "mitgeschossen" wird, wenn der Kopf zu weit zur Seite gedreht wird. Das kann im Extremfall die Sehne beeinflussen und zu blutigen Nasen führen. Ein "Leiden" das übrigens viele Blankbogenschützen betrifft (manche sieht man mit Pflaster auf der Nase herumlaufen).

Der Kontakt der Sehne mit dem Kinn kann in der Kinnmitte ("Mittelanker") oder seitlich verlaufen ("Seitenanker"). Auch in diesem Fall ist darauf zu achten, dass der Kontakt leicht ist und der Kopf nicht in die Bahn der Sehne gedreht wird. Vorteil des Mittelankers ist die größere Genauigkeit, Vorteil des Seitenankers die entspanntere Kopfhaltung und die Möglichkeit eines geringfügig längeren Auszugs.

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